Mittwoch, 19.02.2025 19:17 Uhr

Protest gegen geplante Raketenstationierung

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Wiesbaden-Erbenheim, 29.12.2024, 22:00 Uhr
Presse-Ressort von: Sergej Perelman Bericht 4383x gelesen
Demonstrantinnen mit Plakat. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.2024. Fotograf: Sergej Perelman

Wiesbaden-Erbenheim [ENA] Am 28. Dezember demonstrierten rund 300 Personen in Wiesbaden-Erbenheim vor den Toren des US-NATO-Militärstützpunktes "Clay-Kaserne" gegen die geplante Stationierung von Tomahawk-Marschflugkörpern, der Standardmissile 6 und Hyperschall-Langstreckenraketen in Deutschland. Außerdem forderten die Teilnehmer den Austritt aus der NATO, weil sie kein Verteidigungsbündnis sei, sondern eine eskalierende Wirkung ausstrahle.

Bei eisigen Temperaturen und Nebel versammelten sich nachmittags um die 300 Demonstarnten vor den Toren des US-Stützpunktes Clay-Kaserne in Wiesbaden-Erbenheim, um gegen die dort geplante Stationierung von modernen Präzisionslenkwaffen mit großer Reichweite, darunter auch Hyperschallraketen zu protestieren. "Mit der Stationierung amerikanischer Langstreckenraketen-Systeme ab 2026 werden zum ersten Mal seit dem Inkrafttreten des INF-Vertrags im Jahr 1988 wieder Ziele in Russland mit landgestützten Systemen strategischer Reichweite von Deutschland aus bedroht", schreibt die Friedrich-Ebert-Stiftung in einem Bericht.(1)

Teilnehmerin mit Schild. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Teilnehmerin mit "Schirm-Plakat". Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Plakat am Demo-LKW. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Pforte zur Clay-Kaserne. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Demo-LKW-Rückseite mit Transparenten. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Korso-Teilnehmer fährt vorbei. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman

Bevor die Kundgebung vor dem US-NATO-Stützpunkt in Wiesbaden-Erbenheim losging, hatte eine Autokorso-Sternfahrt dorthin aus Darmstadt, Mainz, Wiesbaden und Frankfurt am Main stattgefunden, bei der durch Lautsprecher und Plakate auffällig und unüberhörbar auf das Anliegen und die Forderungen des Protests hingewiesen wurde. Sehr markant war die Vertonung des berühmten Borchert-Texts "Dann gibt es nur eins: Sag Nein!", in dem es auszugsweise heißt: "Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN" "Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!"

Kungebungsbühne. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Teilnehmer mit PLakat. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Banner an der Straße. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Korso-Fahrzeug mit Plakaten. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Teilnehmerin mit Plakat. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Teilnehmerin mit Plakat. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Banner vor der Bühne. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Teilnehmerin mit Fahne. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Blick Richtung Bühne. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman

Chris Barth, Redakteur der Bürgerzeitung "Klartext RheinMain", betonte im Interview, dass nicht alle Deutschen für die Stationierung der Langstreckenraketen mit Erstschlagpotential in Wiesbaden seien. Es sei ein Fehler, da die Sicherheitsinteressen Russlands, das sich von der NATO und von den Raketen bedroht fühle, auch berücksichtigt werden müssen. Die einseitige Schuldzuweisung und Dämonisierung Russlands unter der Prämisse, man selbst sei der Gute, würde geostrategisch nicht funktionieren. Sie, die Demonstranten, seien für Interessensausgleich, Diplomatie und gewaltfreie Konfliktbewältigung. Ein anderer Teilnehmer hob hervor, wie wichtig es sei, das Denken in Feindbildern zu durchbrechen, indem man in den anderen immer Menschen sehe.

Protestierende und im Hintergrund die Bühne. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Banner. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Weitere Korso-Teilnehmer treffen ein. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Demonstrierende. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Schild am Demo-LKW. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman
Teilnehmerin mit Schild. Wiesbaden-Erbenheim, 28.12.24. Fotograf: Sergej Perelman

Neben mehreren Rednern trat auch der Pazifist, Theologe, Psychotherapeut und Schriftsteller Dr. Eugen Drewermann mit einer Videobotschaft auf. Es folgen ein paar Auszüge aus seiner Rede und der Link zur vollständigen Rede. "Und deshalb bin ich dankbar, dass sie vor der Clay-Kaserne stehen in Wiesbaden und NEIN sagen zur Aufrüstung durch NATO und die Amerikaner. Als Deutsche haben wir das Recht des selbständigen Denkens und in der Selbständigkeit und Mündigkeit eines eigenen Staatsgebildes NEIN zu sagen, durch die Nutzverzweckung immer größerer Kampfhandlungen. Inzwischen sollen wir nicht nur im Pazifik, sondern direkt vor China die Einkreisungspolitik der Amerikaner gegen den neuen Gegner unterstützen. Wir haben das nicht nötig!"

Wir könnten mit China im Handel leben. Wir könnten mit Russland Handel führen. Wir könnten Preise senken, in Gemeinsamkeit. Wir könnten die Probleme der Dritten Welt endlich lösen. Wir könnten tatsächlich für das Klima das tun, was nötig wäre, durch schonenden Umgang mit der Natur. All das soll nicht sein, weil wir ja siegreich sein müssen. Da rufen wir im Namen aller Kreaturen, die wir dabei sind zu zerstören, zu vernichten, der Urwälder, die wir beseitigen, der Probleme der Länder der sogenannten Dritten Welt mit Millionen von Hungertoten: NEIN zum Krieg, JA zum Frieden, JA zur Humanität untereinander! [...] Es gibt nur eine Gemeinsamkeit des Menschlichen in Vereinbarkeit des Gesprächs miteinander.(2)

Die Veranstalter haben sieben Kernforderungen für ihren Protest formuliert: 1) Konsequente Friedenspolitik Deutschlands – verhandeln statt eskalieren. 2) Einhaltung des Friedensgebots des Grundgesetzes und des 2+4-Vertrages – statt Kriegsvorbereitungen und Kriegsrhetorik. 3) Schluss mit dem Schüren von Feindbildern zwischen den Völkern. 4) Freundschaft Deutschlands mit USA und Russland. 5) Schluss mit Waffenlieferungen – keine Taurus-Raketen für die Ukraine. 6) Keine Stationierung von Atom-, Angriffs-, Langstrecken-Hyperschallraketen in Deutschland. 6) Die NATO schützt uns nicht mehr - daher Austritt aus der NATO als eskalierende, statt friedenstiftende Verteidigungs-Organisation.

(1) https://library.fes.de/pdf-files/bueros/wien/21371.pdf, S. 6. (2) https://www.youtube.com/watch?v=QfB3V6aYZy4, transkribierte Fassung: https://www.klartext-rheinmain.de/blog/eugen-drewermann-aufstehn-fuer-frieden-botschaft-an-der-clay-kaserne-vom-28-12-2024

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