
Margot Käßman: "Leistet dem Bösen keinen Widerstand!"
Hannover [ENA] Am Rande des evg. Kirchentages in Hannover hat ein Kreis aus Pfarrern und Theologen in der Form einer "Kirche von unten" das 'Ökumenische Friedenszentrum' mit dem Motto 'friedensfähig statt kriegstüchtig' organisiert. Margot Käßmann, Ex-Bischöfin, ging in ihrer Rede auf das Jesu-Wort "Leistet dem Bösen keinen Widerstand!" ein und unterstrich damit den genuin jesuanischen Weg, den das Friedenszentrum einschlägt.
Mehrere Hundert Besucher sind dem Ruf "friedensfähig statt kriegstüchtig" des 'Ökumenischen Friedenszentrums' auf dem Kirchentag 2025 in Hannover gefolgt und versammelten sich in den verdi-Höfen, um gemeinsam mit den Initiatoren bei einer Friedenssynode einen Friedensruf zu verabschieden. Der Friedensruf besteht aus 7. Artikeln, die sich jeweils einer Bibelstelle widmen. Er stellt nach dem Selbstverständnis der Organisatoren eine christliche Antwort zur Logik von Aufrüstung und Krieg dar.
Susanne Büttner, Dekanin der Gefängnisseelsorge in Württemberg, kritisierte die Landeskirchen und die EKD, weil diese durchaus etwas anderes zu sagen hätten zum Thema Waffenlieferungen, dies aber nicht tun würden und sich stattdessen dem Gleichschritt in Medien und Politik anschließen. Auch den Begriff der 'Zeitenwende' bezeichnete sie als "irreführend". Es liege "eine große geistliche Not" vor, konstatierte Büttner. Es sei "Aufgabe der Kirche, Antworten zu geben im Licht des Glaubens", zitierte sie den kürzlich verstorbenen Papst und meinte, dass genau das die Aufgabe des Friedensrufes sei. Es folgen zwei Bibelstellen daraus: "Du sollst nicht töten!" (2. Mose 20,13), "Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen!" (Mt 5,44).
Rede von Margot Käßmann
Die Ex-Bischöfin und Ex-EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann führte in ihrer Rede als Schirmherrin der Friedenssynode eine Exegese zu einem Ausschnitt aus der Bergpredigt durch und konzentrierte sich dabei auf Mt 5,39: "Leistet dem Bösen keinen Widerstand! Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar." Jesus lehrt uns nicht die Unterwerfung unter das Böse, sondern die Weigerung dem Bösen mit seinen eigenen Mitteln zu begegnen. Es gehe Jesus darum, den Mythos der erlösenden Gewalt zu enttarnen, den Glauben daran, dass Gewalt rettet, dass Krieg Frieden bringt, dass nur Macht Recht schafft.
Käßmann unterstrich, dass wenn wir die Hoffnung auf eine mögliche Versöhnung zwischen Ukrainerin und Russen, Israelis und Palästinensern und anderen verfeindeten Volksgruppen aufgeben, die Welt nur noch als ein trostloser Ort erscheine. "Bei der Feindesliebe geht es darum, die Würde eines jeden Menschen zu respektieren, weil jeder Mensch für uns Geschöpf Gottes ist, ganz gleich welcher Nation und welches Feindbild uns vorgebracht wird." Die Theologin zitierte aus einer Biographie über Martin Luther King, "dass die Strukturen des Bösen bekämpft werden müssen und nicht die Menschen, die Böses tun." Hass zerstöre diejenigen, die selbst aktiv hassen.